Gerade wenn’s nicht so gut läuft, will man es oft gar nicht so genau wissen und scheut den Blick auf das Bankkonto. Bewegt sich der Kontostand erst mal gefährlich auf die Null-Linie oder das Kreditlimit zu, ist es höchste Zeit zu handeln. Das schlechteste in dieser Situation: Abwarten und darauf zu hoffen, dass die Bank die fälligen Zahlungen doch noch ausführen wird. Selbst wenn sie das tut, sind die Konsequenzen erheblich, denn die Ratingbewertung des Unternehmens wird zwangsläufig herabgestuft. Das belastet die Bankbeziehung, verschlechtert die Konditionen und erschwert künftige Kreditverhandlungen.
Überblick verschaffen
Erst einmal heißt es, sich einen Überblick zu verschaffen. Mit welchen Zahlungseingängen ist wann zu rechnen? Dabei bietet es sich an, gleich das eigene Forderungsmanagement kritisch unter die Lupe zu nehmen. Werden die Rechnungen immer zeitnah gestellt? Wird die Einhaltung von Zahlungszielen lückenlos überprüft? Wann und wie wird auf säumige Kundenzahlungen reagiert?
Den Zahlungseingängen werden die Zahlungsverpflichtungen gegenübergestellt. Wann sind welche Zahlungen fällig? Auch hier gilt es zu prüfen, ob geplante Ausgaben nicht auf später verschoben werden können. Und bei bereits bestehenden Zahlungsverpflichtungen: Mit welchen Lieferanten oder anderen Gläubigern kann über ein verlängertes Zahlungsziel verhandelt werden? Die größte Lücke, die zwischen den voraussichtlichen Ein- und Auszahlungen im Planungszeitraum klafft, zeigt den notwendigen Finanzierungsbedarf.
Finanzierungsmöglichkeiten ausloten
Ist die Finanzierungslücke ermittelt, bleibt natürlich die Frage, wie diese am besten geschlossen werden kann. Allein durch ein wirksames Forderungsmanagement, Aushandeln von Zahlungsaufschüben oder Ausgabenverzicht lässt sich das Problem in der Regel nicht vollständig lösen. In den meisten Unternehmen gibt es kaum nennenswerte Anlagevermögen, das nicht benötigt wird und verkauft werden könnte. Auch eine Finanzierung aus der Privatschatulle der Inhaber/Gesellschafter ist in vielen Fällen keine Alternative. So bleibt oft nur die Möglichkeit, die Finanzierungslücke mittels eines Bankkredites zu schließen.
Ursachenanalyse
Bei einer drohenden Liquiditätskrise ist die Ausgangslage für Kreditverhandlungen allerdings nicht besonders günstig. Umso wichtiger ist es, gute Argumente für eine Kreditgenehmigung vorbringen zu können. Warum man prinzipiell bei der Bank nicht einfach nach einem Kredit fragen sollte, habe ich bereits erläutert.
Für die Argumentation ist es ganz entscheidend zu wissen, warum es überhaupt zu dem Liquiditätsengpass kommen konnte.
• Schleppende Zahlungseingänge
Gerade wenn das Unternehmen gut läuft und der Umsatz steigt, steigt auch der Vorfinanzierungsbedarf. Kommen dann noch Kunden dazu, die sich mit dem Bezahlen viel Zeit lassen, kann es ganz schnell zu Liquiditätsproblemen kommen. In diesem Fall empfiehlt es sich, generell über eine höhere Betriebsmittellinie zu verhandeln. Neben aktuellen betriebswirtschaftlichen Zahlen, aus denen die positive Umsatz- und Ertragsentwicklung abgelesen werden kann, bietet die Auftragsliste und eine Aufstellung der laufenden Auftragsverhandlungen eine gute Basis für eine fundierte Umsatz- und Ertragsplanung, mit der sich die künftige Kapitaldienstfähigkeit des Unternehmens nachweisen lässt.
• Langfristiges Vermögen kurzfristig finanziert
Ebenfalls häufig anzutreffen: Investitionen im Anlagevermögen wurden nicht adäquat (fristenkongruent) finanziert, sondern aus der laufenden Betriebsmittellinie gezahlt. Fließen die Einnahmen dann gerade mal nicht so üppig, fehlt das Geld zur Finanzierung der laufenden Kosten.
Läuft die Bankbeziehung ansonsten störungsfrei, ist prinzipiell auch noch in nachhinein eine Umfinanzierung in ein Darlehen möglich. Mit dem „Akutkredit“ der LfA (Förderbank Bayern) können überhöhte kurzfristige Verbindlichkeiten in langfristiges Fremdkapital zinsgünstig umgeschuldet werden. Außerdem gibt es prinzipiell die Möglichkeit, dass die LfA die Hausbank für einen Teil des Risikos aus der Haftung entlässt, was deren Bereitschaft zur Kreditvergabe in der Regel erhöht.
•Verlustfinanzierung
Schwieriger wird die Situation, wenn das Unternehmen gerade Verluste einfährt und diese über die Betriebsmittellinie finanziert. In dieser Situation ist ein überzeugendes Konzept für die wirtschaftliche Trendwende (Turn arround) grundlegende Voraussetzung, um überhaupt Finanzierungsverhandlungen führen zu können. Auf Grundlage einer Schwachstellenanalyse, aus der hervorgeht wie es zu den derzeitigen Problemen kommen konnte, sind in dem Konzept überzeugende Maßnahmen zur Wiedererlangung und Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit aufzuzeigen. Das können zum einen Möglichkeiten zur Kostensenkung sein, aber insbesondere auch Möglichkeiten zur Weiterentwicklung der Produkt-/Dienstleistungspalette um so auch neue Kundengruppen gewinnen zu können.
Informieren und Handeln
Unabhängig davon, in welcher Situation sich das Unternehmen gerade befindet, eine rollierende Liquiditätsplanung hilft, mögliche Probleme rechtzeitig zu erkennen und gegen zu steuern. Je schneller Sie reagieren können und je besser Sie über Lösungsmöglichkeiten informiert sind, umso größer ist die Chancen eine ernsthafte Krise erst gar nicht aufkommen zu lassen. Die Unterstützung und der neutralen Blickwinkel eines erfahrenen Beraters ist besonders in diesen Situationen hilfreich. Daher werden professionelle externe Beratungen durch Zuschüsse aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds beispielsweise über die KfW (Förderbank Deutschland) gefördert.
Ich bin bei der KfW als zuschussberechtigte Beraterin gelistet. Sprechen Sie mich gerne an, wenn Sie weitere Informationen zu dem Thema wünschen.