Im August 2011 ging Seedmatch als erste Crowdinvesting-Plattform in Deutschland an den Start. Finanzierungen waren da gerade mal bis 100.000 € möglich. Für technologieorientierte Startups mit gewöhnlich hohem Investitionsbedarf keine wirkliche Finanzierungsalternative. Seitdem hat sich einiges getan. Im gefühlten Wochentakt drängten neue Plattformen auf den Markt, von denen zwischenzeitlich bereits wieder einige verschwunden beziehungsweise erst gar nicht richtig zum Laufen gekommen sind. Die, die sich behaupten konnten, haben das Geschäftsmodell weiterentwickelt und variiert. Zeit, sich nach Jahren mal wieder einen aktuellen Überblick zu verschaffen.

 

Wieviel wird investiert?

Durch Variationen der Beteiligungsformen können jetzt auch deutlich höhere Investitionssummen finanziert werden – ein wichtiger Schritt, um auf breiter Basis Akzeptanz für diese Finanzierungsform zu schaffen.

Seedmatch, der derzeit unangefochtene Platzhirsch in Deutschland, hat vor gut zwei Wochen das erste Millionen-Projekt erfolgreich abgeschlossen. Andere Plattformen bieten von vornherein verschiedene Beteiligungsformen an, die sich am Bedarf der jeweiligen Investitionen orientieren. So nimmt die Deutsche Mikroinvest für sich in Anspruch, der „einzige Crowdinvesting- und Beteiligungs-Marktplatz mit verschiedenen Beteiligungsprodukten und Emissionsvolumina bis zu 25 Millionen Euro“ zu sein. Neben Startups richtet sich die Plattform insbesondere an wachstumsorientierte Unternehmen aller Branchen.

Ausschließlich auf mittelständische Unternehmen mit etabliertem Geschäftsmodell fokussiert ist bankless 24. Die Finanzierungsvolumina sind offen, es gibt weder Höchst- noch Mindestbeträge. Wichtigstes Auswahlkriterium ist eine attraktive Unternehmensrentabilität, schließlich muss der Kapitaldienst für die Genussrechte sichergestellt werden. Anders als bei den meisten anderen Plattformen, werden dort Startups oder einzelne Projekte nur in Ausnahmefällen aufgenommen.

 

Dienstleistungen

Verschiedene Plattformen versuchen sich durch ein erweitertes Dienstleistungsangebot vom Wettbewerb abzuheben. Bei Companisto, mit 15 finanzierten Startups und knapp 1,7 Mio. € investierten Kapital derzeit die Nummer zwei in Deutschland, können sich Investoren bereits ab einem Mindestbetrag von 5 € beteiligen. Companisto bündelt die Einzelinvestoren in einem Pool. Dadurch bleibt für die Startups der Verwaltungsaufwand überschaubar und erleichtert zudem Anschlussfinanzierungen durch Venture-Capital-Gesellschaften (Risiko-Kapital-Beteiligungsgesellschaften).

Best BC dagegen bietet neben der Finanzierungsplattform ein kostenloses Mentoren-Konzept. Die Kapital suchenden Unternehmen werden von erfahrenen Mentoren unterstützt, die sie während des gesamten Finanzierungsprozesses begleiten bis hin zur Vermittlung von Anschlussfinanzierungen.

 

Branchen

Andere Plattformen konzentrieren sich auch auf bestimmte Branchen. Interessant finde ich das Geschäftsmodell von GreenVesting. Über diese Plattform werden ausschließlich regenerative Energiekonzepte finanziert, wobei GreenVesting selbst die Solarkraftwerke baut und betreibt. Das notwendige Eigenkapital holen sie sich über die Crowd, der Rest wird klassisch über Bankkredite finanziert. So wird die eigene Absatzfinanzierung gesichert.

Über die Plattform LeihDeinerUmweltGeld kann allgemein Geld für „rentierliche, umweltnahe Projekte“ eingesammelt werden.

Bei anderen Branchenplattformen läuft noch  das Eigenfunding. So bei power4projekts, das Crowdinvesting speziell für die Tourismus- und Freizeitbranche realisieren will.  Kapitalfreunde beschränkt sich auf Crowdinvesting für Immobilien.

 

Fazit

In dem noch jungen Markt ist momentan viel Bewegung und es bleibt abzuwarten, welche Geschäftsmodelle sich auf Dauer tatsächlich behaupten können.

Prinzipiell kann Crowdinvesting interessant sein für Unternehmen, die sich nicht scheuen, ihren Finanzierungsbedarf öffentlich zu machen und darüber hinaus von der Publicity, die ein Crowdinvesting mit sich bringt, profitieren. Bei entsprechender Gestaltung der Beteiligungsverträge (am besten mit der Hausbank abstimmen, damit sie die Beteiligungen auch wirklich als Eigenkapital anerkennt) wird die Eigenkapitalquote verbessert und damit der Weg für weitere Kreditfinanzierungen geebnet. Aus wirtschaftlicher Sicht ist jedenfalls eine Mischfinanzierung sinnvoll, da Bankkredite in der Regel deutlich billiger sind als jede Form von Eigenkapital.

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