Bei der Finanzierung von Immobilien und Anlagen kann der Wert der finanzierten Objekte relativ einfach ermittelt und als Sicherheit bewertet werden. Anders sieht es bei Kundenforderungen oder Lagerbeständen aus. Hier tun sich Banken schwer, einen vernünftigen Sicherungswert anzusetzen. Falls nicht auf andere Sicherheiten zurückgegriffen werden kann, muss die Finanzierung ausschließlich auf die Kreditwürdigkeit des Unternehmens, also auf ein entsprechend gutes Ratingergebnis, abgestellt werden.
Sinnvolle Alternativen
Aber gerade das wird bei kleinen und mittleren Unternehmen besonders in Wachstumsphasen schwierig. Weil sich viele bisher hauptsächlich über Kredite finanziert haben, ist der Verschuldungsgrad oft schon recht hoch. Damit wird es schwer, Blankokredite zu kommen. Kein Wunder also, dass sich gerade diese Unternehmen nach bankenunabhängigen Finanzierungsalternativen umsehen. Relativ neu ist Finetrading, das in Deutschland seit rund 10 Jahren auf dem Markt ist. „Finetrading“ ist ein Kunstwort, das sich aus den englischen Wörtern „finance“ (Finanzen) und „trading“ (Handel) zusammensetzt.
Finetrading – so funktioniert`s
In der Praxis läuft die Finetrading-Finanzierung so ab: Der Finetrader kauft als eine Art Zwischenhändler die Waren im Namen des Unternehmens, das ihn beauftragt hat, aber auf eigene Rechnung ein. Nach Lieferung der Ware an das Unternehmen, bezahlt der Finetrader die Rechnung innerhalb der Skontofrist direkt an den Verkäufer. Das Unternehmen selbst bekommt vom Finetrader ein Zahlungsziel von bis zu 120 Tagen eingeräumt. Auf Basis des vereinbarten Rahmenvertrags kann die Finetrading-Linie revolvierend beansprucht werden, das heißt, nach Rückzahlung ist die Finanzierungslinie wieder verfügbar. Ein Beispiel: Bei einer Linie von 100.000 € und einem Zahlungsziel von 120 Tagen können damit im Jahr Wareneinkäufe von bis zu 300.000 € vorfinanziert werden.
Das verbessert nicht nur die Liquidität des Unternehmens, sondern stärkt gleichzeitig auch seine Verhandlungsposition beim Lieferanten, weil dieser seine Rechnungen zuverlässig und schnell bezahlt bekommt. Über Preisnachlässe und höhere Skonti kann damit effektiver verhandelt werden.
Finetrading ist in erster Linie zur Zwischenfinanzierung von Umlaufvermögen, also (Handels-) Waren und Material, gedacht. Finanzierungen sind gewöhnlich schon ab einem Volumen von 50.000 € möglich. Damit kann es auch für kleine Unternehmen ein interessanter Baustein in der Gesamtfinanzierung sein.
Und was ist mit den Kosten?
Die Kosten der Finetrading-Finanzierung sind von verschiedenen Komponenten abhängig: Von der Höhe des Skontos, dem jährlichem Einkaufsvolumen, der Kreditwürdigkeit des Unternehmens, der finanzierten Ware und der Laufzeit. Für eine Entscheidungsfindung für oder gegen Finetrading ist es daher notwendig, vorab ein individuelles Angebot einzuholen, das auf die konkreten Anforderungen des eigenen Unternehmens zugeschnitten ist. Gewöhnlich wird Finetrading etwas teurer als die Finanzierung über einen Bankkredit sein. Dafür schont es aber Sicherheiten und Kreditlinien.