Kennen Sie das? Sie kaufen Rohstoffe und Material und bezahlen Ihre Lieferanten. Sie produzieren Waren und bezahlen Ihre Mitarbeiter und alle anderen Betriebskosten. Sie verkaufen Ihre Produkte und …

… Sie warten auf Ihr Geld.

In den allermeisten Unternehmen die ich kenne, ist regelmäßig viel Geld über einen relativ langen Zeitraum in der Leistungserstellung und den Zahlungsforderungen gebunden. Kein Wunder also, dass mitunter das Geld knapp wird und die eingehenden Rechnungen nicht immer pünktlich bezahlt werden können. Mit entsprechenden Betriebsmittelkrediten, auch Kontokorrentkreditlinien genannt, können mögliche Zahlungsengpässe vermieden werden. Das setzt aber voraus, dass die eingeräumten Kreditlinien regelmäßig an die Unternehmensentwicklung angepasst werden. Wächst das Unternehmen und der Umsatz steigt, erhöht sich damit auch der Finanzierungsbedarf. Als Faustformel, wie hoch eine ausreichende Betriebsmittellinie sein sollte, gelten bei Produktionsunternehmen im Allgemeinen rund drei Monatsumsätze.

Schulden sind Schulden

Ab und an erlebe ich es, dass Unternehmen aber gar keinen größeren finanziellen Spielraum wollen, obwohl sie immer wieder in Zahlungsschwierigkeiten kommen. Sie begründen das damit, dass höhere Kreditlinien sie nur dazu verführen würden, diese auch auszunutzen und damit das Unternehmen weiter zu verschulden. Lieber werden Lieferanten vertröstet und notfalls die Kreditlinien überzogen. So könnten die Schulden von vornherein begrenzt werden.

Leider werden die Schulden dadurch nicht weniger, sie werden nur verlagert – auf Lieferanten und Überziehungskredite. Und das ist gar keine gute Lösung! Denn damit geben Unternehmen die Hoheit über ihre Liquiditätsteuerung aus der Hand und machen sich vom Wohlwollen Dritter abhängig. Was passiert, wenn die Bank keine Überziehungen mehr genehmigt und Lieferanten nicht mehr liefern? Genau… Eher früher als später steht das Unternehmen vor der Insolvenz. Aber auch wenn es gar nicht zu so einer tragischen Entwicklung kommt, für das Unternehmen ist dieses Verhalten auf jeden Fall schädlich.

Runter geht es schnell

Die Beurteilung der Kontoführung hat einen erheblichen Einfluss auf das Ratingergebnis, also die Einstufung der Kreditwürdigkeit des Unternehmens bei der Bank. Sind die Linien permanent voll ausgereizt und werden sogar hin und wieder überzogen, verschlechtert sich die Kreditwürdigkeit des Unternehmens. Damit wird es nicht nur schwerer an weitere Kredite zu kommen, sie werden dann auch teurer. Die Höhe der Kreditzinsen wird mittlerweile nämlich ganz entscheidend von der Ratingeinstufung bestimmt. Je schlechter das Rating, desto höher die Zinssätze.

Pluspunkte beim Rating dagegen gibt es, wenn die Kreditlinie „atmet“, das heißt, wenn sie mal mehr, mal weniger und auch mal gar nicht beansprucht wird. Nicht beanspruchte Kreditlinien kosten weder Zinsen noch belasten Sie die Bilanzstruktur, denn nur tatsächlich beanspruchte Kredite werden auch bilanziert. Überziehungen dagegen sind richtig teuer, denn dafür verlangen Banken hohe Zinsaufschläge.

Ist der Ruf erst ruiniert…

Für Auskunfteien wie Creditreform und Bürgel ist das Zahlungsverhalten ein wichtiges Kriterium zur Beurteilung der Kreditwürdigkeit von Unternehmen. Dazu befragen sie auch verschiedene Lieferanten des Unternehmens. Werden deren Rechnungen nicht pünktlich bezahlt, schlägt sich das negativ im Bonitätsindex, das ist die Einstufung der Kreditwürdigkeit innerhalb einer vorgegebenen Skala, nieder.

Banken und Lieferanten, aber auch etwaige Auftraggeber holen Auskünfte über ihre potenziellen Geschäftspartner ein. Bei negativen Auskünften kann es zu Störungen der Geschäftsbeziehung kommen beziehungsweise es kommt erst gar keine Geschäftsverbindung zustande. Nicht nur, dass dann Waren möglicherweise nur noch gegen Vorkasse geliefert werden, auch lukrative Aufträge können dem Unternehmen so entgehen. Denn auch mögliche Auftraggeber informieren sich mit Hilfe von Auskünften über die wirtschaftliche Situation ihrer Lieferanten. Schließlich wollen sie nicht riskieren, dass diese kurzfristig ausfallen und es damit bei ihnen selbst zu Produktions- und Lieferengpässen kommt.

Abgesehen davon sollten Unternehmen prinzipiell darauf achten, welche Auskünfte über sie im Umlauf sind. Wie sie darauf Einfluss nehmen können, habe ich hier beschrieben.

Der Blick nach vorne

Aus Erfahrung weiß ich, dass so manche Unternehmer Kreditverhandlungen vermeiden, solange sie nicht durch offensichtlich leere Kassen dazu gezwungen werden. Es gehört aber zu den grundlegenden Aufgaben des Unternehmertums, dafür zu sorgen, dass alle Zahlungsverpflichtungen pünktlich beglichen werden können. Und dafür ist eine vorausschauende Liquiditätsplanung und -steuerung notwendig. Es kostet zwar erstmal Zeit, die notwendigen Unterlagen auszuarbeiten. Diese Arbeiten können Sie aber delegieren. Steckt Ihr Unternehmen aber tatsächlich in Zahlungsschwierigkeiten, müssen Sie selbst laufend mit den unterschiedlichen Gläubigern wie Banken, Lieferanten oder Ämtern verhandeln. Das kostet Sie bestimmt viel mehr Zeit und Nerven, als wenn Sie vorausschauend für einen ausreichenden Finanzierungsspielraum sorgen. Anders als bei akuten Zahlungsschwierigkeiten stehen Ihnen in dieser Situation auch viele andere Türen offen und Sie können in aller Ruhe mögliche Finanzierungsalternativen prüfen.

Merken

Merken

Merken

Merken

Merken

Merken

Merken

Merken

Merken

Merken

Merken

Merken