Wird über Änderungen der Kreditvergabebedingungen für Unternehmen gesprochen, kommt zuverlässig „Basel“ ins Spiel. Was aber hat die Stadt in der Schweiz mit der Kreditvergabe an deutsche Unternehmen zu tun?

Der „Ausschuss für Bankenaufsicht“ hat seinen Sitz in Basel und tagt regelmäßig in den Räumen  der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Er wurde 1974 nach der Pleite der Kölner Herstatt-Bank von den Zentralbanken und Bankaufsichtsbehörden der G10-Staaten gegründet. Zu diesem Zeitpunkt gab es keinerlei Limitierung der Kreditvergabe der Banken. Unabhängig von ihrer Eigenkapitalausstattung durften Banken so viele Kredite ausreichen, wie sie wollten. Als im Zuge der ersten Ölkrise mehr Unternehmen insolvent wurden und Kredite nicht mehr zurückbezahlen konnten, kamen auch Banken in Bedrängnis. Das Eigenkapital  vieler Banken war weltweit auf ein besorgniserregend niedriges Niveau gefallen. Daher sollten international geltende Reglungen zur Eigenkapitalausstattung der  Banken vereinbart werden.

Basel I – Generelle Eigenkapitalvereinbarung

Vor dem Hintergrund einiger Bankenpleiten in den USA und Japan wurde 1988 das Konsultationspapier zur „Neuen Eigenkapitalvereinbarung“ (Basel I) veröffentlicht. Danach müssen Banken  generell jeden Kredit mit 8 % Eigenkapital unterlegen. Konkret bedeutet das: Für einen Kredit von 100.000 € müssen mindestens  8.000 € Eigenkapital eingesetzt werden. In der Krise verleiht ein Eigenkapitalpolster auch Banken Stabilität, indem es Verluste auffängt. International einheitliche Vereinbarungen bezüglich einer angemessenen Eigenkapitalausstattung sollten die Stabilität des Finanzsektors sichern  und vergleichbare Wettbewerbsbedingungen schaffen.

Basel II – Risikogerechte Eigenkapitalvereinbarung

Im Januar 2006 traten die Regelungen von Basel II in Kraft. Die Eigenkapitalunterlegung einer Bank über alle Kredite gerechnet darf auch weiterhin 8 % nicht unterschreiten. Allerdings sollte eine risikogewichtete Eigenkapitalunterlegung von Krediten ermöglicht werden.  Je besser die künftige Zahlungsfähigkeit eines Schuldners (Bonität) eingeschätzt wird, desto niedriger ist die jeweils erforderliche Eigenkapitalunterlegung. Dazu muss es aber möglich sein, das Risiko eines jeden Kredits nach einheitlichen Kriterien zu messen. Unabhängig von Basel II haben Banken schon lange an der Entwicklung statistisch-mathematischer Rechenmodelle zur Bewertung der künftigen Zahlungsfähigkeit ihrer Schuldner (Rating) gearbeitet. Basel II hat diese Entwicklung aber beschleunigt. Daher wird „Basel II und Rating“ oft  in einem Atemzug genannt.

Basel III – Erhöhung der Mindesteigenkapitalanforderungen

Die neue Richtlinie basiert sowohl auf den Erfahrungen mit Basel II als auch auf den Erkenntnissen aus der jüngsten Finanz- und Wirtschaftskrise. Damit Banken im Falle einer Krise stabiler und stärker agieren können, wird die Erhöhung des Mindesteigenkapitals gefordert und es werden zudem höhere Ansprüche an die Qualität des Eigenkapitals gestellt. Im Ergebnis addiert sich die neue Eigenkapitalanforderung an die Banken künftig auf 10,5%. Damit wird die erforderliche Eigenkapitalunterlegung um 31,25 % erhöht.

Im Klartext heißt das:  Bei unverändertem Eigenkapital können Banken künftig weniger Kredite gewähren als bisher, müssen schlimmstenfalls sogar ausgereichte Kreditlinien zurückfahren.

Mit einem angenommenen Eigenkapital von 10 Mio. € kann eine Bank derzeit Kredite über insgesamt 125 Mio. € vergeben, künftig nur noch rund 95 Mio. €. Schmälern Verluste aus riskanten Handelsgeschäften oder Forderungsausfälle aus Krediten das Eigenkapital, wird der Kreditvergabespielraum zusätzlich eingeschränkt.

Ab 2013 sollen die neuen Richtlinien nach und nach in Kraft gesetzt werden. Wer sich ausführlich darüber informieren will, kann das hier tun.

Konsequenzen für Unternehmen?

Kredite sind nach wie vor die wichtigste Finanzierungsquelle für kleine und mittlere Unternehmen. Mit den erhöhten Eigenkapitalanforderungen an die Banken wird es für die Unternehmen noch schwieriger, an die dringend benötigten Bankkredite zu kommen. Unternehmen mit schwächerer Bonität kann es im Extremfall  passieren, dass laufende Kredite nicht  prolongiert (verlängert) werden, von Neukrediten ganz zu schweigen. Zudem werden die Kredite unabhängig vom jeweils geltenden Leitzins vermutlich teurer werden.

Rechtzeitig vorbereiten!

In den kommenden Wochen und Monaten werden die Jahresabschlüsse 2011 fertiggestellt. Eine gute Gelegenheit , das Gespräch mit der Bank zu suchen. Mittlerweile gehen die Banken immer mehr dazu über, ihre Ratingauswertungen offen zu legen und mit den Kreditnehmern zu besprechen. Bietet es Ihre Bank nicht von sich aus an, fordern ein Sie es ruhig ein und lassen sich erklären, wo die Ratingauswertung Schwachstellen im Unternehmen aufzeigt. Sie können darauf ganz konkret reagieren und die erforderlichen Weichen stellen, damit sich das Ratingergebnis im kommenden Jahr verbessert.  Dazu wird es auch künftig immer wieder konkrete Vorschläge von mir geben.

Generell gilt: Kredit basiert auf Vertrauen und Vertrauen erfordert Transparenz. Informieren Sie die Bank regelmäßig auch unaufgefordert über die aktuelle Unternehmensentwicklung. Achten Sie  darauf, dass die Zahlen den tatsächlichen Gegebenheiten entsprechen und liefern Sie gegebenenfalls ergänzende Erläuterungen gleich schriftlich mit.

Merken

Merken