Da wird mal schnell eine Anschaffung aus dem Kontokorrentrahmen bezahlt, ein andermal werden die Lieferanten strapaziert, deren Rechnungen erst nach der zweiten Mahnung bezahlt werden und ehe man sich versieht trägt das eigene Unternehmen statt einer maßgeschneiderten Finanzierung ein Flickwerk, das an allen Ecken und Enden kneift bis es schließlich ganz aus den Nähten platzt.
Genau wie ein Maßanzug, der an die Figur seines Trägers angepasst wird, ist ein tragfähiges Finanzierungskonzept individuell auf die Belange des Unternehmens zugeschnitten. Ein gut sitzendes Finanzierungskonzept hält die Balance zwischen einer gesicherten Liquidität und möglichst niedrigen Kosten.
Für den Zuschnitt eines guten Finanzierungskonzeptes haben sich in der Praxis drei grundsätzliche Regeln bewährt:
Regel Nummer 1: Nach vorne schauen
Liquidität geht vor Rentabilität – zumindest kurzfristig. Hohe Buchgewinne nützen nichts, wenn aktuell das Geld in der Kasse fehlt, um die fälligen Rechnungen zu bezahlen. Liquiditätsengpässe lassen sich durch eine vorausschauende Liquiditätsplanung aber weitgehend vermeiden.
Zeichnet sich bei guter Auftragslage ein hoher Vorfinanzierungsbedarf ab, kann beispielsweise mit den Kunden rechtzeitig über kürzere oder mit den Lieferanten über längere Zahlungsziele verhandelt werden. Oder auch in Ruhe nach einer passenden Finanzierung gesucht werden. Stehen die Zahlungsschwierigkeiten schon direkt vor der Tür, gibt es so gut wie keinen Handlungsspielraum mehr.
Regel Nummer 2: Fristenkongruenz
Langfristig im Unternehmen gebundenes Vermögen gehört langfristig finanziert, kurzfristig gebundenes dagegen kurzfristig. Diese Regel ist auch bekannt unter „fristenkongruenter Finanzierung“.
Kauft ein Unternehmen Maschinen, die in einem Zeitraum von beispielsweise acht Jahren abgeschrieben werden, sollte die entsprechende Finanzierung eine Laufzeit von mindestens fünf, maximal acht Jahren haben. So kann die Finanzierung aus den Erträgen, die das finanzierte Objekt erwirtschaftet, zurückbezahlt werden. Hätte der Kredit dagegen eine längere Laufzeit, müsste das Unternehmen dafür noch Zins und Tilgung bezahlen, obwohl die Maschinen bereits abgeschrieben und vielleicht schon gar nicht mehr einsatzfähig sind.
Langfristig im Unternehmen gebundenes Vermögen gehört langfristig finanziert, kurzfristig gebundenes dagegen kurzfristig.
Vorräte und Kundenforderungen dagegen sind üblicherweise nur kurzfristig im Unternehmen gebunden und schwanken in ihrer Höhe oft erheblich. Daher ist es sinnvoll, sie mittels eines flexiblen Kontokorrentkredits zu finanzieren. Bei entsprechenden Geldeingängen reduziert sich die Kreditbeanspruchung und die Zinsen werden auch nur aus dem im Moment tatsächlich in Anspruch genommenen Kredit berechnet.
Unternehmen haben im Allgemeinen aber einen gewissen „Bodensatz“ an Vorräten und Kundenforderungen. Dieser kann oder sollte sogar über zinsgünstigere Darlehen finanziert werden. Der darüber hinausgehende Betrag aber über entsprechend kurzfristige Linien.
Regel Nummer 3: Balance
Die Höhe der Eigenkapitalquote, also die Relation des Eigenkapitals zur Bilanzsumme, ist entscheidend für die Stabilität eines Unternehmens und hat damit einen maßgeblichen Einfluss auf das Ergebnis des Bankenratings. Es gibt zwar keinen allgemeinen Richtwert wie hoch die Eigenkapitalquote sein soll, in der Praxis aber gilt ein Unternehmen ab einer Eigenkapitalquote von 30 % als solide finanziert. Diese Zahl ist insbesondere für Produktionsunternehmen ein unterer Richtwert. Bei einer Eigenkapitalquote von unter 10 % wird es generell schwierig einen weiteren Kredit zu bekommen. Geeignete Maßnahmen, mit denen die Eigenkapitalquote schnell verbessert werden kann, finden Sie hier.
Fazit
Kurzfristige Liquiditätsengpässe kommen wohl in den meisten Unternehmen hin und wieder vor. Werden sie aber zum Dauerzustand, rauben sie den Unternehmern Zeit und Energie, die dann für ihre eigentlichen Aufgaben fehlen. Es braucht große Anstrengungen, aus einer ernsthaften Liquiditätskrise wieder heraus zu kommen. Daher gilt auch hier: Sorgfältig Maß nehmen und vorausschauend den Zuschnitt planen, ist besser als später Flicken einzusetzen oder Löcher zu stopfen.